Von Pioniergeist und Visionen

16.04.2019

Ein Gespräch mit Maria Luise Hofer, Direktorin Tourismusverein Sexten
 

Wenn Maria Luise Hofer, Direktorin des Tourismusvereins Sexten, eine Idee gefasst hat, dann wird diese mit viel Energie und Leidenschaft und in tatkräftiger Zusammenarbeit mit dem gesamten Team weiterentwickelt und umgesetzt. Des Öfteren sind diese Ideen und Visionen auch bereits in Interreg-Projekte geflossen. Gemeinsam mit Partnern aus Osttirol und dem Alto Bellunese arbeitet der TV Sexten an innovativen, geschichtsträchtigen und durchaus abenteuerlichen Projekten. 

 

Wir haben Maria Luise Hofer dazu befragt! 

 

RMP: Weshalb hat sich der TV Sexten dazu entschlossen grenzüberschreitend mit Partnern aus dem Alto Bellunese und Osttirol zusammenzuarbeiten?!

Maria Luise Hofer: Begonnen hat alles mit einer gemeinsamen Idee, oder sagen wir einer Vision, die nun Wirklichkeit geworden ist. Beppi Monti, der Hüttenwirt der Caducci Hütte hatte schon vor langer Zeit die Idee die bestehenden Klettersteige zu verbinden, so dass ein Absteigen ins Tal nicht mehr nötig ist. Man kannte sich bereits und hatte öfters über die verschiedenen Notwendigkeiten entlang der Klettersteige gesprochen. Da wir als TV, und ich glaube wir sind der einzige TV im Pustertal der diese Aufgabe übernimmt, auch die Klettersteige pflegen, war es naheliegend, dass wir immer wieder mit Beppi Monti in Kontakt waren und uns über die diesbezüglichen Möglichkeiten und Potenziale ausgetauscht haben. Natürlich hat es im Vorfeld viele Gespräche mit den unterschiedlichen Akteuren gegeben: Kollegen und Kolleginnen aus den Nachbarorten, Alpinschulen, Bergführer, Alpenvereine usw., bis der Funken schließlich übergesprungen ist und die Projektpartner, nämlich die Provinz Belluno, der Alpenverein Österreich und wir, sich gemeinsam dazu entschlossen haben „Dolomiten ohne Grenzen“ als Projektidee bei Interreg Dolomiti Live einzureichen. 

 

 

Aktuell sind wir in zwei weiteren Interreg-Projekten mit dem Comelico und Kartitsch involviert. Hier geht es auch um die Ausarbeitung eines grenzüberschreitenden Mountainbike-Konzepts. Wichtig für uns dabei ist die Reglementierung des Mountainbikesports und gleichzeitig die Schaffung eines gemeinsamen neuen, und attraktiven Angebotes für uns und unsere Nachbarorte.  

Wir in Sexten leben und arbeiten in diesem Grenzgebiet, die Kontakte und die Zusammenarbeit hören aber nicht an den Grenzen auf. 

 

RMP: Gibt es besondere Anekdoten, die du uns aus den grenzüberschreitenden Projekten erzählen kannst?

Maria Luise Hofer: Bei grenzüberschreitenden Projekten gibt es immer unterschiedliche Herangehensweisen und Arbeitsweisen. So ist es interessant zu beobachten, dass auf der italienischen Seite die bürokratischen Wege oftmals lang und aufwendig sind, im Gegensatz zu jenen in Österreich. Während die Partner in Comelico einen aufwendigen Entscheidungsprozess durchlaufen mussten um eine Genehmigung für eine Projektierung zu erhalten, hatte die Gemeinde Kartitsch bereits ihre erste Abrechnung eingereicht. 

Begeistert hat mich die Einweihungsfeier der zusammenhängenden Klettersteige vor beinahe einem Jahr am Kreuzbergpass. Der europäische Gedanke war deutlich spürbar und ist auf ein großes Echo gestoßen. Zahlreiche PolitikerInnen hatten sich angekündigt. Ich hatte mir zunächst keinen großen Kopf darüber gemacht und dem Maresciallo ganz nebenbei davon berichtet. Nachdem die Namen Antonio Tajani und Herbert Dorfmann gefallen sind, war jedoch sofort klar, dass eine Polizei-Eskorte auf jeden Fall erforderlich ist (schmunzelt …).

Was mich fasziniert ist, wie bei manchen Projekten der Funke überspringt und sich die Dinge verselbständigen. Zum Beispiel beim Projekt 1753, das mit einem Kleinprojekt als Pilot gestartet ist und nun als Interreg-Standardprojekt fortgesetzt wird. Hier geht es um die Erhebung, kartografische Darstellung und Sanierung von Grenzsteinen, die vor über 250 Jahren die damaligen Grenzen markierten. Auch Menschen die nicht unmittelbar am Projekt beteiligt sind, sind in der Facebook-Gruppe Anno 1753 aktiv und posten laufend wiederentdeckte Grenzsteine vom Karnischen Kamm bis nach Riva del Garda. Das ist faszinierend und aufregend!

 

 

RMP: Welchen Mehrwert haben die bisher durchgeführten Interreg-Projekte für euch gebracht?

Maria Luise Hofer: Dass die Projekte einen touristischen Mehrwert bieten, steht außer Frage. Wir werden überhäuft von Anfragen zu den Klettersteigen und könnten so viele Menschen gar nicht auf den Hütten unterbringen. Es hat sich auch eine tolle Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Hütten und den Alpinschulen entwickelt. Die Konkurrenz rückt in den Hintergrund und das große Ganze, die Zusammenarbeit, steht im Zentrum. Zudem treffen wir Projektpartner uns nach wie vor, tauschen uns aus und schnüren gemeinsame Angebote. Wir haben also eine gute Basis für weitere Kooperationen geschaffen und es fällt uns allen leichter neue Ideen gemeinsam anzugehen. 

 

RMP: Was würdest du Anderen mit auf den Weg geben, die Interesse daran haben ein Interreg DOLOMITI LIVE Projekt zu entwickeln und umzusetzen? 

Maria Luise Hofer: Prinzipiell braucht man keine Angst davor haben, EU-Förderprojekte einzureichen und durchzuführen. Man soll sich auf keinen Fall abschrecken lassen, es gibt genügend Ansprechpersonen die einen unterstützen, wie etwa ihr, das Regional Management LAG Pustertal, aber auch die Kontrollbehörde in Bozen oder das Gemeinsame Sekretariat. Auch dort sitzen nur Menschen und man darf sich einfach nicht zu blöd sein laufend Fragen zu stellen (lacht …).

 

Es ist extrem fein, dass es mit dem Regional Management Pustertal nun eine direkte Informations- und Anlaufstelle vor Ort gibt, welche man jederzeit zu Rate ziehen kann. Ich empfehle mit einer konkreten Idee an das Dolomiti Live Team heranzutreten und sich nicht erst ein Projekt aus den Fingern zu saugen, nur um Fördergelder zu erhalten. Man sollte schon hinter einem Projekt stehen und mit Freude dabei sein, dann macht es auch Spaß. Und aus einem grenzüberschreitenden Projekt ergeben sich immer viele tolle Möglichkeiten und Chancen, die auch über die Projektlaufzeit hinausgehen!

 

RMP: Vielen Dank Maria Luise Hofer für das Gespräch und das positive Feedback. Wir wünschen dir und deinem Team weiterhin viel Erfolg bei den weiteren Vorhaben und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit!


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