Will.Kommen Will.Bleiben - ein Kurzbericht zur Veranstaltung

07.02.2020

Nach einer Begrüßung durch Hannes Niederkofler, Präsident der Lokalen Aktionsgruppe Pustertal, wurde den TeilnehmerInnen ein Einblick in den Umsetzungsstand des Lokalen Entwicklungsplans für das Pustertal gegeben. Über 2 Millionen Euro und rund 70% der aus dem EU-Förderprogramm LEADER zur Verfügung stehenden Mittel sind zwischenzeitlich verpflichtet. Der Koordinator Robert A. Steger gab einen kurzen Überblick über die 33 genehmigten Projekte, wo sich vielfältige Ideen und ein hohes Engagement der lokalen Akteure im Pustertal feststellen lassen.

Aufhänger für die Auseinandersetzung mit dem Thema „Bleiben und Kommen“ ist das grenzüberschreitende Projekt „Allianz zur Entwicklung des Südalpenraums“, kurz SAR, in welchem das gesamte Pustertal mit allen Seitentälern eingebunden ist. Themen wie demographischer Wandel, Arbeits-, Bildungs- und Lebensperspektiven für Ansässige und Zugewanderte werden dabei in Allianz zwischen dem Pustertal, Osttirol und Oberkärnten diskutiert und Lösungsstrategien zur Bewältigung zukünftiger Herausforderungen erarbeitet.

Urban Perkmann vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung betonte die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit der zunehmenden Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus Südtirol ins benachbarte Ausland. Push Faktoren sind häufig fehlende berufliche Perspektiven und Karrieremöglichkeiten sowie niedrigere Löhne. Der Fachkräftemangel ist kein regional begrenztes Phänomen, sondern erstreckt sich über das gesamte Gebiet des Südalpenraums und darüber hinaus. Nur einer der genannten Ansätze ist die stärkere und gezielte Vernetzung zwischen Studierenden und Südtiroler Unternehmen bereits in der Ausbildungs- und Studienzeit.

Tanja Rainer, Vorsitzende des Südtiroler Jugendrings, gewährte einen Einblick in die Sicht der Jugend: Was ist jungen Menschen wichtig und was hält diese in der Region? Anders als vielleicht erwartet, steht bei Jugendlichen nicht ein abwechslungsreiches Leben in den Großstädten an erster Stelle. Laut Jugendstudie spielen besonders das soziale Umfeld und ein sicherer Arbeitsplatz eine zentrale Rolle. Durch Prozesse, die Zugehörigkeit und Identifikation mit der Heimatgemeinde schaffen, kann die Bindung zusätzlich gestärkt werden. Das Ermöglichen von Partizipationserfahrungen, die Wahrnehmung der spezifischen Bedürfnisse sowie die Anerkennung und Wertschätzung der erbrachten Leistungen sind wichtige Aspekte in der Zusammenarbeit mit dieser Altersgruppe.

„Südtiroler sollen gehen!“, mit diesem Statement erläuterte Hermann Winkler, Präsident der Südsterne - Netzwerk der SüdtirolerInnen im Ausland, die Wichtigkeit von Auslandserfahrungen. Das Ziel der Südsterne ist nicht SüdtirolerInnen wieder in die Heimat zurückzubringen, jedoch unterstützen sie sehr wohl bei der Vernetzung zwischen Unternehmen und qualifizierten, potentiellen RückkehrerInnen. Viele Südsterne in aller Welt pflegen weiterhin eine enge Beziehung zu ihrem Heimatland und können sich sehr wohl vorstellen auch aus der Ferne einen Beitrag für die Entwicklung Südtirols zu leisten. Auf diese Potentiale könnte zukünftig beispielsweise im Rahmen von Entwicklungsprozessen zurückgegriffen werden.

Den Abend rundeten Einblicke und Gedanken aus den Nachbarregionen ab. Friedrich Veider (LAG Region Hermagor), Sabine Richter (Regio Wipptal) und Andrè Mallossek (Plattform Land) berichteten davon, wie sich die Situation in ihren Regionen bzw. Projektgebieten gestaltet und wie dort mit dem Thema umgegangen wird. Gemachte Erfahrungen und angewandte Strategien können dabei auch für das Pustertal von Interesse sein. So wurde beispielsweise im LEADER-Projekt “(ge)kommen, um zu bleiben” von Seiten des Gemeindeverbandes Karnische Region ein Dienstleistungsangebot für ZuwandererInnen geschaffen und nach regional abgestimmten Qualitätskriterien verbessert. Berichtet wurde auch vom Projekt “Berufsorientierung im Wipptal” und der “Wipptaler Lehrlingsroute”, wo eng und erfolgreich mit den lokalen Wirtschaftstreibern und Unternehmen zusammengearbeitet wird. Ein Einblick wurde auch in das Projekt ALPJobs gegeben, welches sich damit beschäftigt, welche Kompetenzen Jugendliche und junge Erwachsene in abgelegenen Gebieten zukünftig für den Arbeitsmarkt benötigen.

„Wir gehen motiviert aus dieser Veranstaltung heraus. Die Einblicke der Vortragenden haben einmal mehr gezeigt, dass hier Handlungsbedarf besteht und noch Luft nach oben ist. Auch im Pustertal wollen wir uns unter fachlicher Begleitung gezielt mit dem Thema “Bleiben und Kommen” auseinandersetzen, um Strategien zu finden und Maßnahmen für die Zukunft ergreifen zu können.”, so Hannes Niederkofler, Präsident des Regional Management LAG Pustertal.


zurück